Warum haben einige Kinder ein so starkes Mindset, sind offen für Neues, gehen Herausforderungen mit Neugier an, glauben an sich, richten den Fokus stets auf das Positive und sehen das Gute im Menschen und andere Kinder nicht?
Unsere Erfahrungen als Lehrerinnen, Kindercoaches und Lernbegleiterinnen haben uns gezeigt, wie stark das engste Umfeld des Kindes sein Mindset und sein Selbstvertrauen beeinflusst. An erster Stelle die eigene innere Haltung der Eltern und der engsten Bezugspersonen und an zweiter Stelle die Lehrpersonen.
In diesem Blogbeitrag gehe ich auf die Vorbildfunktion von Eltern ein, wie deren eigenes Mindset das des Kindes prägt und warum Coachings mit Kindern oftmals nicht nachhaltig sind.
Fallbeispiele - Eltern als Vorbilder
Als Lernbegleiterin bin ich oftmals ganz nah am Alltag der Familien. Bei einigen Familien begleite ich die Kinder zuhause, esse mit ihnen zu Mittag und tauche dadurch tief ins Familienleben mit ein.
Um den Einfluss des Elternhauses auf das Selbstvertrauen der Kinder aufzuzeigen, stelle ich hier beispielhaft zwei Familien gegenüber, die ich als Lernbegleiterin begleiten durfte und wie unterschiedlich ich die Kinder wahrgenommen habe.
Hierbei ist mir sehr wichtig zu erwähnen, dass ich meine Wahrnehmung vollkommen wertfrei schildere und meine Erfahrungen dazu nutzen möchte, eben diese Vorbildfunktion von Eltern mit realen Beispielen verständlich aufzuzeigen.
Familie 1: Starkes Mindset und viel Selbstvertrauen
Bei der einen Familie, deren Kinder ich begleiten durfte, war von Anfang an auffallend, dass die Kinder ein positives Selbstbild und ein starkes Selbstvertrauen haben.
Folgende Eigenschaften konnte ich bei den Kindern beobachten:
grosse Offenheit für Neues
positive Fehlerkultur
bleiben dran, auch wenn's herausfordernd und schwierig ist
sehr liebevoller Umgang miteinander
sprechen positiv von anderen
sind sehr dankbar und wertschätzend
sind sich ihrer Einzigartigkeit und ihrer Stärken bewusst
grosse Lernfreude
kreativ, viele eigene Ideen
lösungsorientiert
sehen überall das Schöne (Bsp. in der Natur ...)
All diese obengenannten Punkte konnte ich auch in der Interaktion mit den Eltern wahrnehmen. Beide Elternteile brachten mir Wertschätzung und Dankbarkeit entgegen, liessen mir Freiraum und schenkten mir Vertrauen.
Ich hatte stets den Eindruck, dass die Eltern den Alltag mit den Kindern mit viel Leichtigkeit, Gelassenheit und Freude meistern. Sie liessen die Kinder mitbestimmen, begegneten ihnen auf Augenhöhe und gaben ihnen Raum, ihre Potenziale zu entfalten.
Und diese Offenheit, dieses Vertrauen und diese Leichtigkeit hat sich direkt auf die innere Haltung, das Selbstbild und das Selbstvertrauen der Kinder übertragen.
Sei für Deine Kinder ein gutes Vorbild. Lebe ihnen die Werte vor, die Du vermitteln möchtest.
Familie 2: Starres Mindset und wenig Sebstvertrauen
Diese bestärkende Erfahrung stelle ich nun einer Familie gegenüber, bei der ich die Kinder ganz anders erlebt habe.
Was ich bei dieser zweiten Familie sehr stark wahrnahm, war diese gefühlte Schwere und starkes Misstrauen.
Folgende Eigenschaften konnte ich bei den Kindern beobachten:
Widerstand gegen Neues und Unbekanntes
Angst vor Fehlern
geben schnell auf, wenn es schwierig wird
starkes Misstrauen gegenüber allen und allem (negatives Menschen- und Weltbild)
sprechen schlecht und herablassend über andere Menschen: Bsp. Wenn sie vom Wochenende erzählt haben, kam meistens irgendetwas, warum der Nachbar wieder genervt hat.
wenig Dankbarkeit oder Wertschätzung
sind sich ihrer Einzigartigkeit und Stärken nicht bewusst
Fokus auf dem Negativen
problemorientiert
Ich habe begonnen, mit den Kindern regelmässig Achtsamkeitsübungen (Dankbarkeit, Wetterbericht, Affirmationen etc.) zu machen, um ihren Fokus auf das Positive zu richten und ihr Selbstbild zu stärken. Den Kindern viel das sehr schwer, da es für sie auch so neu war.
Auch hier war wieder auffallend, dass ich all diese oben aufgelisteten Eigenschaften beim Elternteil beobachtet habe. So spürte ich häufig Skepsis und Misstrauen von Seiten des Elternteils. Diese Skepsis spiegelte sich bereist in einer Nachricht wieder, die ich vor dem ersten Unterrichtstag erhielt: "Ich weiss nicht, wie mein Jüngerer dann mitmachen wird. Er ist sehr skeptisch."
Dankbarkeit oder Wertschätzung waren nicht spürbar. Als ich morgens in das Lernzimmer kam, war häufig der erste Satz des Elternteils etwas Negatives, wie z.B. "Jetzt haben sie schon wieder das Fenster offen gelassen. Es ist so kalt hier." oder "Hier stinkt's schon wieder." Genau diese Sätze und diese Haltung haben dann auch die Kinder übernommen.
"Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun." - Jesper Juul
Zudem wurde ich vom Elternteil gebeten, die Achtsamkeitsübungen mit den Kindern nicht mehr zu machen, da diese die Kinder zu sehr aufwühlen würden. Diese Erfahrung zeigte mir einmal mehr auf, wie stark sich das Mindset und die innere Haltung der Eltern direkt auf die Kinder auswirkt.
Der Pygmalion Effekt
Bevor du weiterliest, schau dir dieses kurze Video über Thomas Edison und seine Mutter an. Es ist herzerwärmend und so kraftvoll.
Dieses Video über Thomas Edison spricht Bände. ❤️ ⭐️ Es zeigt sehr schön auf, wie die Erwartungen der engsten Bezugspersonen - wie Eltern, Lehrpersonen - das Selbstbild und das Verhalten des Kindes prägen.
Im Video hat Edisons Mutter bewusst die Entscheidung getroffen, dass sie die Schubladisierung ihres Sohnes durch die Lehrperson in "nicht beschulbar" nicht akzeptiert und ihn stattdessen "als Genie" bezeichnet. Und wir alle wissen, was aus dem lieben Thomas Edison geworden ist.💡
Was denkst du wäre passiert, wenn die Mutter diese Entscheidung nicht getroffen hätte?
Dieses Phänomen ist auch bekannt unter Pygmalion Effekt oder selbsterfüllende Prophezeihung. Was wir über unsere Kinder denken, was wir von ihnen erwarten, was wir in ihnen sehen, all das überträgt sich direkt auf ihr eigenes Selbstbild - was sie von sich selbst denken. Und dementsprechend verhalten sie sich auch und generieren die Ergebnisse, die wir erwarten.
So oft habe ich als Lehrperson von Eltern Sätze gehört wie, "Meiner ist der, der immer laut ist" oder "Meine Tochter ist die, die sich nicht stillhalten kann". Und auch unter Lehrpersonen, im Lehrerzimmer, fallen häufig solche Aussagen. Und was passiert? Das Kind verhält sich natürlich genau so, wie wir das von ihm erwarten. Es beginnt, dies selbst von sich zu denken.
Was wir über unsere Kinder denken, was wir von ihnen erwarten, was wir in ihnen sehen, all das überträgt sich direkt auf ihr eigenes Selbstbild.
Warum ein Coaching für Kinder häufig nicht nachhaltig ist
Als Kindercoaches haben wir bereits die Erfahrung gemacht, dass unsere Coachings mit Kindern leider manchmal nicht nachhaltig sind. Wir haben auch hier festgestellt, dass die Integration des Gelernten in den Coachings vom Elternhaus abhängig ist.
Beispiel Kindercoaching:
Während mehreren Monaten habe ich ein Mädchen in der 5. Klasse begleitet, die sich selbst enorm unter Druck setzte, was die schulischen Leistungen betraf. Sehr schnell habe ich festgestellt, dass sie ein negatives Selbstbild und wenig Selbstvertrauen hatte. Zudem stand sie stets unter starkem Stress, wodurch sie neuen Lernstoff gar nicht erst aufnehmen oder nicht abrufen konnte.
Immer mehr kristallisierte sich heraus, dass dieser starke Druck vor allem von einem Elternteil ausgeübt wurde - mehrheitlich geschieht dies unbewusst und mit ganz subtilen Bemerkungen oder Blicken. Doch Kinder spüren dies sehr stark. Sie haben da ganz feine Antennen.
In unseren Sessions haben wir am Selbstbild gearbeitet, ihr Selbstvertrauen gestärkt und Tools zur Stressprävention gesammelt und geübt. Und ich merkte, dass sie innerlich stärker wurde. Doch als ich miterlebte, wie ein Elternteil nachhause kam und Aussagen machte wie "Jetzt hast du das schon wieder nicht geschafft" oder mit einem herablassenden Tonfall meinte "Bist du dir wirklich sicher, dass du das schaffst?" merkte ich, wie das Mädchen wieder in sich zusammenfiel.
Da ich vermehrt merkte, dass das Mädchen wieder in alte Muster zurückfiel, sprach ich die Eltern darauf an, was ich beobachtet habe. Sie waren jedoch nicht bereit, selbst in die Veränderung zu gehen, was den nachhaltigen Erfolg des Coachings schwierig machte.
Bereitschaft der Eltern zur Selbstreflexion notwendig
Was ich damit aufzeigen will: Der Erfolg eines Coachings mit Kindern hängt meist - es gibt wie immer auch Ausnahmen - von der Bereitschaft der Eltern ab, sich selbst zu reflektieren und ihren eigenen Anteil in der 'Problematik' zu erkennen. Ganz oft kommen jedoch Eltern mit einer "Reparier mein Kind" Haltung zu uns. Und mit dieser Haltung ist ein Coaching selten zielführend.
Solange die Eltern nicht bereit sind, bei sich selbst hinzuschauen, sich, ihre innere Haltung und Kommunikation kritisch zu hinterfragen, sind Veränderungen bei Kindern oftmals wenig nachhaltig.
Online Elternkurs 'Mit achtsamen Routinen zu innerer Stärke'
Durch all diese Erfahrungen und mit diesem Bewusstsein, dass neben den Lehrpersonen und der Schule insbesondere das Mindset und die innere Haltung der Eltern einen unschätzbaren Einfluss auf die Kinder ausüben, haben wir mit BUTTERFLY JOURNEY einen Onlinekurs für Eltern entwickelt.
In unserem Elternkurs lernst du, dich selbst und deine Vorbildfunktion zu reflektieren, um dein Kind achtsam zu begleiten und sein Selbstvertrauen zu stärken. Damit Du als Mama oder Papa selbst die Veränderung sein kannst, die du dir für dein Kind wünschst.
MÖCHTEST AUCH DU SELBST DIE VERÄNDERUNG FÜR DEIN KIND SEIN?
Dann ist dieser Kurs vielleicht was für dich. In der ersten Maiwoche 2023 starten wir mit dem zweiten Durchgang. Bei einer Anmeldung bis zum 31. März 2023 profitierst du sogar von einem Frühbucherrabatt. 🤩
Weitere Informationen zum Elternkurs von Butterfly Journey findest du hier:
⭐️ Die Tools, die ich zum Thema Achtsamkeit in der Lernbegleitung verwendet habe, findest du hier:
⭐️ In unserem E-Book 'Mit dem richtigen Mindset zu innerer Stärke' findest du weitere wertvolle Tipps, wie du das Selbstbild deines Kindes stärken kannst. Du erfährst zudem mehr darüber, wie Lernen funktioniert, über den Umgang mit Stress und mit Fehlern, über Glaubenssätze bei Kindern und über die wohltuende Wirkung von Dankbarkeitspraktiken.
☆ LEARN | GROW | SPARKLE ☆
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