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  • Sabrina

Ein starkes Fundament für unsere Schulen: Gesunde Lehrpersonen

Im ersten Teil dieser Beitragsreihe zum Thema 'Ein starkes Fundament für unsere Schulen' ging es darum, warum es endlich an der Zeit ist, mit der Pflästerlipolitik aufzuhören und nachhaltige Lösungen für unsere Schulen zu finden. Um die derzeitige Situation unseres Schulsystems aufzuzeigen, habe ich das Bild eines Gebäudes verwendet, dass in sich zusammenzufallen droht.


Unser Ansatz liegt darin, Lösungen von innen heraus zu kreieren. Klar braucht es noch viele weitere Veränderungen, für welche es finanzielle Mittel, politische Entscheidungen und Unterstützung von Aussen braucht.


Wir möchten hier jedoch aufzeigen, wie wir jetzt bereits das Fundament und die Menschen im System stärken. Und dafür brauchen wir nicht auf politische Entscheidungen, eine neue Infrastruktur oder finanzielle Mittel zu warten.


Eine Frau sitzt vor der Wandtafel und stützt den Kopf mit den Händen. An der Wandtafel steht 'ABC' und davor stehen Bücher.
Viele Lehrpersonen sind am Ende ihrer Kräfte. Eine Studie zeigt: 40 % sind Burnout gefährdet.

Lehrpersonen - das tragendende Element


In diesem Beitrag richten wir den Fokus auf die Lehrpersonen. Sie sind das tragende Element unseres Schulsystems. Leider erhalten sie oft nur wenig Wertschätzung. Trotz der vielen oftmals auch ambivalenten Anforderungen, die an sie herangetragen werden, wird noch zu wenig für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit getan. Nur gesunde und zufriedene Lehrerinnen und Lehrer können auch ein gesundes System schaffen! Die hohe Burnout Rate bei Lehrpersonen zeigt jedoch, dass die Gesundheit vieler Lehrpersonen stark angeschlagen ist. Gemäss einer Studie aus 2017 sind 40 % aller Lehrpersonen Burnout gefährdet! Und - um zurück zu unserer Metapher zu kommen - was passiert bei einem Haus, wenn die Grundpfeiler instabil sind und wackeln?

Nur gesunde und zufriedene Lehrerinnen und Lehrer können auch ein gesundes System schaffen.

Mit diesem Beitrag will ich allen Lehrpersonen ins Bewusstsein rufen, wie wichtig sie sind und welchen Einfluss sie auf ihre anvertrauten Kinder haben. Und sie dazu anzuregen, innerhalb der oftmals starren und erschwerten Rahmenbedingungen des Schulsystems selbst aktiv Veränderungen anzugehen.


Es ist möglich, mehr Ruhe, Leichtigkeit und Freude im Schulalltag zu spüren! Oftmals sind es genau die kleinen Dinge, die Grosses bewirken. Du hast es selbst in der Hand, deinen Arbeitsalltag zum Positiven zu verändern.


Mehr Wohlbefinden für Lehrpersonen


Im Folgenden stelle ich vier Hebel vor, welche Lehrpersonen unabhängig der äusseren Rahmenbedingungen des Schulsystems selbst in der Hand haben und mit welchen sie selbst aktiv positive Veränderungen bewirken können.


Die vier Hebel sind:

  1. Innere Haltung

  2. Selbstfürsorge

  3. Beziehung und Vertrauen statt Kontrolle und Autorität

  4. Auftreten


Innere Haltung


Auch wenn sich Lehrpersonen oftmals im System gefangen fühlen, können sie mit ihrer eigenen inneren Haltung bereits mehr Ruhe, Entspannung und Leichtigkeit im Schulalltag finden. Egal welche Vorgaben und Herausforderungen du hast, deine Haltung dazu kannst du immer selbst beeinflussen.


Folgende Punkte hast du selbst in der Hand:

  • Die Art und Weise wie du mit den Kindern in Beziehung trittst.

  • Wie du über die Kinder denkst und zu ihnen sprichst.

  • Wie streng du mit dir selbst bist und wie du über dich denkst.

  • Deine eigene Vorbildfunktion wahrnehmen: Lebe das vor, was du dir von deinen SchülerInnen wünschst.

  • Welche Werte du den Kindern mitgibst und vorlebst.

  • Deine eigenen Handlungen und Reaktionen reflektieren und deren Wirkung auf die Kinder erkennen (siehe auch Pygmalion Effekt)

  • Darüber bewusst werden, was du selbst kontrollieren kannst und was du annehmen darfst.

  • Das Verhalten der Kinder verstehen wollen und die Bedürfnisse dahinter erkennen.

  • Eine wohlwollende Haltung gegenüber dir selbst und anderen einnehmen.

  • Mit den Kindern auf Augenhöhe sein, anstatt aus einer Machtposition heraus zu interagieren.

Folgende Fragen können dir helfen, mehr Klarheit zu finden, wie du deine innere Haltung ausrichten willst:

  • Wie willst du als Lehrperson sein?

  • Wie willst du dich fühlen?

  • Wie möchtest du dass die Kinder an die Schulzeit bei dir zurückdenken?

  • Welche Werte sind für dich wichtig? Welche Werte möchtest du deinen SchülerInnen mitgeben und vorleben?

  • Welche Erwartungen stellst du an dich selbst und welche kommen von aussen / anderen?

Je bewusster und achtsamer du als Lehrperson mit dir selbst und mit den Kindern umgehst, umso mehr Ruhe und Leichtigkeit kehrt auch im Schulalltag ein.


Eine junge Frau mit langen braunen Haaren steht angelehnt an der Zimmertür vor einem Klassenzimmer.
Je bewusster und achtsamer du als Lehrperson mit dir selbst und mit den Kindern umgehst, umso mehr Ruhe und Leichtigkeit kehrt auch im Schulalltag ein.

Selbstfürsorge


Ein weiteres sehr zentrales Element ist die Selbstfürsorge, die bei den meisten Lehrpersonen zu kurz kommt oder gar nicht vorhanden ist. Als Lehrperson ist man nie fertig. Es gibt immer noch was zu tun. Kennst du, oder?


"Wenn wir uns nicht um uns selbst kümmern, haben wir irgendwann nichts mehr zu geben."

Du kennst es sicher selbst bei dir - ob Lehrperson oder nicht: Wie fühlst du dich, wenn dein Akku fast leer ist? Wie handelst du? Wie gehst du mit anderen um? Wie reagierst du auf Herausforderungen, auf Probleme, Konflikte, Lärm ... ?


Deshalb ist es so wichtig, zu lernen, wie du als Lehrperson aktiv Selbstfürsorge in deinen Alltag integrierst. Finde heraus, wie du deinen Akku auflädst und lerne, deine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Ein paar Ideen für deine Selbstfürsorge:

  • bewusst Pausen machen (ohne Korrekturen, austeilen, ... )

  • Entspannungsübungen

  • viel trinken

  • Atemübungen

  • Grenzen setzen

  • Bewegung

  • Frische Luft

  • Spaziergang

  • Gedankenhygiene

Selbstfürsorge ist ein wesentlicher Bestandteil der Stressprävention und Stressbewältigung. Und je mehr innere Ruhe du in dir trägst, umso ruhiger sind auch die Kinder.


Beziehung und Vertrauen statt Autorität und Kontrolle


'Du musst konsequent sein.' 'Als Lehrperson bist du eine Autoritätsperson.'

'Schau, dass dir die Kinder nicht auf der Nase herumtanzen.'

'Ohne Belohnungs- und Bestrafungssystem geht's nicht.' Solche Aussagen habe ich als Lehrerin immer wieder gehört. Leider ist es auch das, was wir in unserer Ausbildung lernen.


Oftmals sind es genau die kleinen Dinge, die Grosses bewirken.

Ich kenne viele Lehrpersonen, deren Schulalltag immer mehr darin besteht, Strichlisten zu führen, gelbe, orange oder rote Kärtchen zu verteilen, Einträge zu machen und Buch über Strafarbeiten zu führen. Dies raubt so viel Energie und bewirkt NIE eine Veränderung im Verhalten des Kindes. Im Gegenteil. Oftmals wird dadurch ein weiteres Bedürfnis des Kindes verletzt, was sich wiederum in auffälligem Verhalten zeigt.

Wir lernen in unserer Ausbildung Belohnungs- und Bestrafungssysteme kennen, aber viel zu wenig darüber, wie ich eine Klassenatmosphäre schaffe, damit dies gar nicht erst notwendig ist. Meine Devise ist: Wenn ich es schaffe, zu den Kindern eine Beziehung aufzubauen, ihr Vertrauen zu gewinnen und eine gemeinsame Wertebasis zu schaffen, dann brauche ich kein Belohnungs- und Strafsystem. Das hat auch ganz viel mit der inneren Haltung zu tun.

Darum wünsche ich mir, dass alle Lehrpersonen in ihrer Beziehungskompetenz gestärkt werden. Dies schafft mehr Ruhe, Frieden und Leichtigkeit.


Eine Lehrerin und vier Kinder stehen im Klassenzimmer, lachen und haben die Hände in der Luft.
Wenn ich es schaffe, zu den Kindern eine Beziehung aufzubauen, ihr Vertrauen zu gewinnen und eine gemeinsame Wertebasis zu schaffen, dann brauche ich kein Belohnungs- und Strafsystem.

Dein Auftreten


Letztens durfte ich an einer Schule eine spannende Szene beobachten: Zwei sechste Klassen hatten gemeinsam Projektunterricht. Die Klassenlehrerin der einen Klasse war sehr klein, zierlich und hatte eine leise Stimme. Der Lehrer der anderen Klasse war gross, korpulent, mit Bart und hatte eine laute Stimme. Was denkst du, bei welcher Lehrperson waren die Kinder ruhiger?

Als die Lehrerin sprach, war es mucksmäuschenstill. Als hingegen der Lehrer sprach, waren die Kinder viel unruhiger.


Woran das wohl lag?


Ich war mehrere Tage bei diesen Klassen und konnte folgendes beobachten:

  • Die zierliche Lehrerin trat stets auf Augenhöhe in Kontakt mit den Kindern. Sie führte die Klasse über Beziehung und Vertrauen.

  • Der Lehrer der anderen Klasse hingegen, handelte stets aus einer autoritären Haltung heraus. Die Kinder fühlten sich ihm unterstellt. Es kam viel öfter zu Widerständen und Konflikten.

Die Art und Weise wie eine Lehrperson vor die Klasse tritt, hat also einen grossen Einfluss darauf, wie sich die Kinder verhalten.

Was du als Lehrperson konkret tun kannst:

  • Versuche, mehr ins Vertrauen zu kommen und weniger zu kontrollieren.

  • Gib die Verantwortung mehr an die Kinder ab.

  • Zeige ihnen, dass du an sie glaubst und ihnen diese Aufgabe zutraust.

  • Sprich mit den Kindern auf Augenhöhe.

  • Zeige wahres Interesse am Kind.

  • Gib eigene Fehler zu.

  • Lass die Kinder spüren, dass dir wichtig ist, wie es ihnen geht.

  • Kommuniziere ehrlich, wenn du mal nicht weiter weisst.

  • Sei möglichst authentisch.


Zwei Fliegen auf einen Streich


Alles, was dir selbst hilft, in deine Energie zu kommen und mehr innere Ruhe und Zufriedenheit zu spüren, färbt direkt auf dein Umfeld ab. Je mehr Energie Lehrpersonen zur Verfügung haben, umso besser kann sie ihre Schützlinge unterstützen. Das heisst, die SchülerInnen profitieren automatisch davon, wenn die Lehrperson schaut, dass es ihr gut geht.


Und je mehr sich die SchülerInnen gesehen und verstanden fühlen, umso weniger Unruhe herrscht, umso besser geht es der Lehrperson. Logisch, oder?


Viele der obenstehenden Tipps und Impulsen kommen also direkt oder indirekt beiden zu Gute: der Lehrperson und den Kindern.


Im nächsten Teil dieser Beitragsreihe zum Thema 'Ein starkes Fundament für unsere Schule' geht es darum, wie Lehrpersonen Achtsamkeit im Schulalltag integrieren und gemeinsam mit den SchülerInnen ein Fundament der Ruhe und des liebevollen Miteinanders schaffen.



 

Bist du selbst Lehrperson und wünschst dir Unterstützung auf diesem Weg? Oder kennst du Lehrpersonen, die sich eine solche Veränderung von innen heraus wünschen? Dann schau dir gerne unser Happy Teacher Mentoring Programm an. Dort unterstützen wir Lehrpersonen, auf ihrem Weg hin zu mehr Wohlbefinden, Ruhe, Leichtigkeit und Freude im Lehreralltag.




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