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Gefühle #2: Die 8 häufigsten Ursachen von WUT 💢

In unserer neusten Beitragsreihe dreht sich alles um das Thema "Gefühle". Im ersten Beitrag "Gefühle #1: Emotionsregulation bei Kindern und Erwachsenen" ging es hauptsächlich darum, wie Gefühle entstehen, welchen Einfluss unsere Gedanken bei der Entstehung von Gefühlen haben und wie wir Gefühle regulieren können.


In diesem Beitrag schauen wir uns zuerst die 7 Basisgefühle an und gehen danach auf das Gefühl "Wut" ein. Folgende Themen stehen im Fokus:

  • Was sind eigentlich Gefühle?

  • Welche 7 Basisgefühle gibt es?

  • Was steckt hinter der Emotion Wut?

  • Warum es keine "schlechten" Gefühle gibt

  • Wenn mein Kind wütend ist, habe ich etwas falsch gemacht.


Ein Junge sitzt auf der Couch und schlägt auf das Sofa.
Es ist wichtig, Kindern Strategien aufzuzeigen, wie sie mit Wut umgehen und sie regulieren können.

7 Basisgefühle


Was sind Gefühle eigentlich? Ein Synonym für Gefühl ist Emotion. Auf Englisch bedeutet "emotion" nichts anderes als "energy in motion". Ins Deutsche übersetzt heisst das "Energie in Bewegung". Gefühle sind also Energie in Bewegung. Alles, was wir als Empfindungen, als Gefühle in unserem Körper wahrnehmen, ist im Grunde einfach Energie.


Diese subjektiven Empfindungen können anhand bestimmter Mimik und körperlichen Veränderungen erkannt werden. Der US-Amerikaner Paul Ekman spricht von 7 Basisgefühlen, aus denen alle weiteren Gefühle abgeleitet werden. Dies sind:

  1. Wut

  2. Angst

  3. Traurigkeit

  4. Glück / Freude

  5. Neugier

  6. Ekel

  7. Verachtung

Da der Umgang mit den Gefühlen Wut, Angst und Traurigkeit häufig Schwierigkeiten bereitet, nehme ich jedes dieser 3 Gefühle in einem eigenen Beitrag auf. Dabei zeige ich unter anderem auf, wie du Kindern dabei hilfst, mit diesen Emotionen umzugehen.


Gefühle sind Energie in Bewegung

Ganz wichtig: Es gibt keine guten und schlechten Gefühle! Alle Gefühle sind wichtig und möchten uns auf etwas aufmerksam machen. Leider haben viele von uns durch gesellschaftliche Normen gelernt, nur vermeintlich "positive" Gefühle wie Freude zuzulassen und "negative" Gefühle wie Wut oder Angst zu unterdrücken.


Wenn Gefühle jedoch verdrängt werden, blockiert dies den Energiefluss in unserem Körper. Jedes Gefühl bringt für uns eine wertvolle Botschaft mit sich und sollte wahrgenommen, gefühlt und dann wieder losgelassen werden.


Was steckt hinter der Emotion Wut?


Wut ist eine Art Warnsignal und weist auf ein unbefriedigtes Bedürfnis hin. Etwas fühlt sich nicht stimmig an. Eine Grenze wurde überschritten. Ganz oft steckt Überforderung dahinter.


Um die eigene Wut regulieren zu können - vor allem wenn regelmässige Wutanfälle vorkommen - ist es wichtig, dem Auslöser der Wut auf die Spur zu kommen. Was ist die Ursache für meine Wut? Welches Bedürfnis ist im Moment nicht gestillt?


Jedes Gefühl hat eine Botschaft für uns. Wut weist sehr oft auf eine Überforderung hin.

Trotz, Zorn und Wut sind verwandte Gefühle und sind Reaktionen auf ein Frustrationserlebnis. Je nachdem wie hoch die Frustrationstoleranz ist und welche Strategien das Kind oder die erwachsene Person entwickelt hat, um mit dem Frust umzugehen, gestaltet sich die Reaktion anders.


Da Kinder aufgrund fehlender Strategien und Erfahrung mit starken Emotionen schneller überfordert sind, kommt es bei ihnen häufiger zu Wutausbrüchen. Welche Auslöser dahinterstecken können, schauen wir uns nun genauer an.


Ein Mann links im Bild und eine Frau rechts im Bild reden auf ein Mädchen in der Mitte ein. Das Mädchen hält sich die Ohren zu.
Sehr oft steckt hinter der Emotion Wut eine Überforderung. Was hilft: Verständnis zeigen und mit dem Kind ins Gespräch gehen.

Die 8 häufigsten Ursachen für Wutausbrüche bei Kindern


Wie bereits oben erwähnt wurde, ist Wut kein negatives Gefühl. Wut ist wichtig und zeigt uns auf, wenn eines unserer Bedürfnisse nicht gedeckt ist. Dieses Bedürfnis dahinter zu erkennen und zu verstehen ist so wichtig - vor allem wenn ein Kind oft Wutausbrüche hat.

Denn: Jedes Verhalten des Kindes möchte uns was sagen. (👉🏼 siehe Instagram Post dazu)


Im Folgenden erläutere ich nun die 8 häufigsten Ursachen für Wutausbrüche bei Kindern.


Frustration

Frustrierende Situationen gibt es im Alltag viele. Das Kind kann frustriert sein, weil sein Wunsch nicht erfüllt wurde, weil es nichts recht machen kann, weil es etwas auch nach mehrere Versuchen nicht geschafft hat, weil es abgelehnt wurde, weil es sich nicht gesehen oder verstanden fühlt, weil es zurechtgewiesen oder bestraft wurde etc. Wie die Frustrationstoleranz erhöht werden kann, erfährst du in einem anderen Beitrag.


Überforderung

Wutausbrüche können ihren Auslöser auch in verschiedensten Formen von Überforderung haben. Viele Kinder haben heutzutage einen total durchgeplanten Alltag und kommen nur selten zur Ruhe. Dies kann überfordernd sein. Auch hohe Erwartungen, Leistungsdruck und zu viel Entscheidungsfreiheit kann zu Überforderung und Wutausbrüchen führen.


Viele Kinder haben heutzutage einen total durchgeplanten Alltag und kommen nur selten zur Ruhe.

Autonomiestreben

Eine der grössten Herausforderungen in unserer Kindheit ist der Balanceakt zwischen unseren Grundbedürfnissen Autonomie und Bindung. Einerseits brauchen wir eine stabile Bindung zu unseren engsten Bezugspersonen. Gleichzeitig möchten wir aber auch Selbstwirksamkeit und Autonomie erfahren.


Vor allem im Altern von 2.5 bis 3 Jahren versuchen viele Kinder, mehr Autonomie zu erlangen und probieren dabei Verhaltensweisen aus, um ihren Willen durchzusetzen. Häufig geht dies mit Schreien, Stampfen und Wüten einher.


Bewegungsmangel

Bewegung hilft dabei, die biochemischen Stoffe in unserem Gehirn abzubauen, die unsere Gefühle steuern. Damit trägt sie zum Stressabbau und zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Da viele Kinder in der Schule meist sitzen, zuhause noch Hausaufgaben erledigen müssen,, kommt die Bewegung oftmals zu kurz. Kinder brauchen aber Gelegenheiten, um sich auszutoben und Stress abzubauen.


Reizüberflutung

In der heutigen Welt werden wir alle von Reizen überflutet: Medien, Werbung, Freizeitangebote, Filme, Serien, Musik, Spiele, ... Einige Kinder - besonders sensible Kinder - können auf diese Reizüberflutung mit Wutausbrüchen reagieren.


Mangelndes Selbstwertgefühl

Wenn ein Kind über einen längeren Zeitraum ständig Misserfolge erlebt, das Gefühl hat, den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden und das Selbstvertrauen immer weiter sinkt, kann es sein, dass plötzlich all diese angestauten Emotionen hochkommen und das Kind ausrastet.


Falsche Rollenerwartungen

Bindung ist eines der wichtigsten Grundbedürfnisse von uns Menschen. Besonders Kinder tun - mehrheitlich unbewusst - unglaublich viel, um die Bindungssicherheit zu ihren Eltern oder engsten Bezugspersonen zu gewährleisten.


Kinder spüren, wenn eine Bezugsperson bestimmte Erwartungen an sie haben und versuchen sich meist dementsprechend zu verhalten, um Anerkennung zu erhalten und Bindungssicherheit herzustellen. Wenn die Rollenerwartungen von Eltern oder anderen Bezugspersonen zu stark von der eigenen Persönlichkeit abweichen, kann diese Diskrepanz zu Frust und Aggression führen.


Hierzu ein Beispiel: Lukas Vater hat sich schon immer einen kernigen, sportlichen Sohn gewünscht. Dass Lukas eher über künstlerische Begabungen verfügt, sensibel ist und Gefühle zeigt, empfindet der Vater nicht als Bereicherung, sondern als Mangel. Lukas soll sich zu einem “echten Mannsbild” entwickeln. Er soll Fußball spielen, sich mit seinen Klassenkameraden fetzen und kein “Weichei” sein. Lukas bemüht sich, dem Bild des Vaters zu entsprechen. Das geht allerdings nicht lange gut. Stärke zeigt Lukas im Umgang mit kleinen Kindern, die er prügelt und an denen er seine Wut auslässt und die vermeintlich gewünschten Verhaltensweisen zeigt. ¹


Medienkonsum

Wie auch wir Erwachsenen von Rollenbildern in den Medien beeinflusst werden, nehmen auch Kinder all diese medialen Eindrücke auf. Vor allem viele Mädchen versuchen den in den Medien vermittelten Schönheitsidealen nachzueifern. Wenn sie an diese nicht heranreichen, kann sich aus Frust schnell einmal Wut entwickeln.


Nicht zu unterschätzen sind zudem der Konsum von Filmen und Videospielen mit gewalttätigen Inhalten. Denn: Unser Gehirn kann nicht unterscheiden, ob die Bilder Realität oder Fiktion sind. Für das Gehirn sind Bilder, die wir in Medien sehen genauso realistisch wie Situationen in unserem Alltag.


Für eine gesunde Entwicklung des Kindes ist es wichtig, auch weniger angenehme Gefühle wahrzunehmen, sie zu fühlen und regulieren zu lernen.

Wut ist wichtig für die persönliche Entwicklung


"Wenn mein Kind wütend ist, habe ich etwas falsch gemacht." Diesen Gedanken haben viele Eltern und ErzieherInnen und setzen sich damit unter Druck.


Heute legen viele Eltern Wert auf eine bedürfnisorientierte Erziehung. (Bei der bedürfnisorientierten Erziehung, geht es darum, die Signale von Kindern wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren.² 👉🏼 Mehr dazu) Viele ErzieherInnen sind jedoch oftmals verunsichert, da sie daraus schliessen, dass die Bedürfnisse der Kinder zu jeder Zeit gestillt werden müssen. Kinder dürften gar nie vermeintlich "negative" Gefühle erleben. Dem ist jedoch nicht so.


Es ist wichtig für eine gesunde Entwicklung des Kindes, auch weniger angenehme Gefühle wahrzunehmen, sie zu fühlen und regulieren zu lernen. Nur so können Kinder Resilienz entwickeln und mit Herausforderungen und Rückschlägen im Leben umzugehen.


Es ist also vollkommen in Ordnung und sogar gesund, wenn Kinder manchmal wütend und frustriert sind. Wichtig ist, sie dabei zu begleiten, diese Emotionen wahrzunehmen und zu regulieren.


Mehr zum Umgang mit Wut findest du im nächsten Beitrag. Wie du bei Kindern die Frustrationstoleranz erhöhen kannst, findest du hier.




Quellenangaben:

¹ Beispiel stammt von Andrea Schmalzl, aus dem Kursmodul Stressprävention in meiner Ausbildung zum ganzheitlichen Kindercoach



Buchtipp:


 

⭐️ In unserem E-Book "Mit dem richtigen Mindset zu innerer Stärke" erfährst du mehr darüber, die du Kinder dabei unterstützen kannst, Gefühle wahrzunehmen und zu benennen. Zudem erhältst du eine ganze Palette an Hintergrundwissen, Tipps, Übungen und 5 Vorlagen, die dir dabei helfen, Kinder zu stärken.


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